ENTSTEHUNG
Opalinus ist ein Tongestein, das aus den Meeresablagerungen vor ca. 180 Millionen Jahren entstanden ist. Schichten aus Opalinuston kommen in der ganzen Nordschweiz vor und erreichen eine Mächtigkeit zwischen 100 und 120 m. Im Gebiet des Solothur-ner und Aargauer Jura sowie im Randengebiet sind diese Tonschichten aufgeschlossen und werden seit den dreissiger Jahren des letzten Jahrhunderts abgebaut.
Der Name Opalinuston stammt vom häufig darin vorkommenden Ammoniten mit dem lateinischen Namen: Leioceras opalinium.


ZUSAMMENSETZUNG
Im frischen Zustand ist der Opalinuston ein grauschwarzer Schieferton und gehört zu den weltweit verbreiteten marinen Tonsedimenten. Wie alle Tone enthält er anor-ganische Mineralien wie Quarz, Kalzit, Dolomit, Feldspäte, Oxide usw. sowie organis¬che Bestandteile. Der Opalinuston wird durch ein Kalkskelett verfestigt und beinhaltet teilweise Ammoniten, Muschelschill und Gips. Mineralogisch zeichnet er sich durch einen hohen Anteil der Tonminerale Illit und Kaolin aus. Glimmer und Quarz sind wei¬tere mineralische Bestandteile.
EIGENSCHAFTEN
Unter Feuchteeinwirkung zerfallen die harten Schieferstücke des Opalinustones allmählich zu einer bröckligen, steifplastischen Masse. Haupteigenschaften sind:
- Kalkarm
- frühsintern (er kann als Werkstoffe unter Druck bis unterhalb Schmelztemperatur erhitzt werden)
- rissanfällig
- frostempfindlich
- gut formbar
- luft- und wasserundurchlässig. Er verwittert, indem sein Kalkskelett ausgewaschen wird, wodurch Wasser in die Risse eindringen kann. Ansonsten ist er wasserundurchlässig.
- er hat gute Abdichtungs- und Isolationseigenschaften
Durch seine Wasser- und Luftundurchlässigkeit sowie gute Schadstoffe-Isolations-fähgkeit wäre Opalinuston für die Endlagerung radioaktiver Abfälle geeignet. Dies wird zur Zeit in der Schweiz geprüft. Allerdings sind in jüngster Zeit Zweifel an der Eignung aufgetreten, da Bakterien, von den aus dem Meer stammenden Salzwasserresten, im Gestein gefunden wurden. Dies würde seine Undurchlässigkeit in Frage stellen.
UNTERSCHIED ZWISCHEN TON UND LEHM
Ton
Ton entsteht durch Verwitterung und Erosion von Stein. Während Tausenden von Jahren wird dieser mechanisch zu Sand verrieben. Dabei entsteht Ton als abgelagerter Steinstaub (Partikelgröße < 0.002mm).
Tonminerale sind sehr weich und reagieren durch ihre Schichtsilikate plastisch auf mechanische Beanspruchung. Beim Trocknen oder Brennen härtet der Ton aus. Die Minerale verwandeln sich beim Erhitzen in festere Minerale um.
Wir unterscheiden fette und magere Tone. Die fetten sind reich an Tonmineralen und haben eine bessere Brennqualität, zerfallen aber stärker als magere Tone. Zur Herstellung von Keramik muss jeweils abgestimmt auf den Tontyp (fett oder mager) die richtige Mischung (eventuell mit Zusätzen wie Sand) hergestellt werden. Gebrannt wird der Ton mit Temperaturen von 940 bis 1200 °C.
Im Gegensatz zu Lehm enthält der Ton einen reicheren Anteil an Kaolin welches durch sein Aluminiumoxid für die Brennbarkeit der Tone verantwortlich ist.
Lehm
Lehm ist die Bezeichnung von Geologen für ungereinigten Ton.
Lehm ist heterogener als Ton. Er enthält nebst organischen Substanzen auch Sand, Kies und Schluff mit grösserer Korngrösse und ist deshalb nicht so plastisch und wasserundurchlässig wie Ton.
In feuchtem Zustand ist Lehm formbar, in trockenem Zustand fest. Bei Wasserzugabe quillt Lehm, beim Trocknen schwindet er. Im Gegensatz zu mageren, sandigen Lehmen sind die fetten, tonigen Lehme fester, schrumpfen aber stärker bei der Trocknung. Je nach Verwendung muss das richtige Verhältnis zwischen dem Bindemittel Ton und den körnig-sandigen Bestandteilen oder gar Zuschlagstoffe gewählt werden. Dies ist besonders beim Bauen mit Lehm zu beachten.
Lehm als Baustoff speichert Wärme und wirkt regulierend auf die Luftfeuchtigkeit.
Es können auch Farbpigmente dem Lehm beigemischt werden. Nach dem Trocknen kann der Lehm mit Leinölfirnis oder Speiseöl behandelt werden. Die Farben werden dadurch kräftiger und verändern ihre Oberflächenqualitäten.
TON UND LEHM IN DER NATUR
- Zahlreiche Insekten wie Lehmwespen, Ameisen, Spinnen sowie einige Schneckenarten bauen ihre Brutstätten und Behausungen in und mit Lehm. Einige von ihnen sind so raffiniert, dass sie sogar Klimatisierungssysteme, mit Belüftung und Entlüftung, Wärme- und Feuchtigkeitsregulierung miteinbauen.
- Die vegetationsfreien Grubenhänge der Eriwis bilden ideale Brutstätten für Wild-bienen. Ca. 100 Wildbienenarten, darunter seltene und eine Art die man für ausgesporben hielt, findet man in der Eriwis.
- Die lehmigen Ufer von Bächen oder Flüssen werden von einige Vogelarten wie Uferschwalbe als Bauplatz für ihre Bruthöhlen genutzt.
- Durch seine wasserstauenden Eigenschaften ist Lehm der Untergrund vieler Feuchtbiotope wie sie in zahlreichen Flussauen auftreten. Die Existenz etlicher Moore ist an das Vorkommen von tonigen Lehm gebunden.

NUTZUNG DES TONS NUTZUNGSGESCHICHTE
24’000 vor Christus
Schon rund 24’000 Jahre v. Chr. gestalteten Menschen Tonfiguren, wie die Venus von Dolní Věstonice, die in Tschechien gefunden wurde.
10’000 vor Christus
In der Jungsteinzeit (10’00 Jahre v. Chr.) begannen die Menschen Keramik aus Ton herzustellen und diesen im Feuer zu brennen. Ebenso wurden in dieser Zeitepoche Ton in Form von Lehmziegel und Lehmputz als Baumaterial verwendet.
3’000 vor Christus
Um 3000 vor Chr. wurde erstmals in großem Umfang gebrannter Ton in Ziegelform angefertigt. Mesopotamische Pyramidentempel (2000 v. Chr.) wurden aus Lehmziegeln erbaut, mit einer Schutzschicht aus gebrannten Ziegeln, abgedichtet mit Asphalt.
1’000 vor Christus
Ca. 7. Jahrhundert vor Chr. begannen die Menschen erste Töpfe auf einer drehbaren Scheibe zu formen und in der Spät- Bronzezeit (2 Jahrhundert vor Chr.) verwendete man in der Keramikherstellung erstmals Farben. Zu dieser Zeit begann im östlichen Mittelmeergebiet die Massenproduktion von Keramikprodukten sowie die Herstellung von Öllampen und Gefäßen, die zum Verpacken und Transportieren von Materialien verwendet wurden.
Im Vorderen Orient wurden Tontafeln als Schriftträger für Keilschrift eingesetzt. Ebenso benutzten sie Ton als Baumaterial, denn Steine und Holz standen nicht aus¬reichend zur Verfügung.
Die Reliefkeramik breitete sich bis zum 5. Jahrhundert nach Chr. im Mittelmeerraum aus.
Die chinesische Mauer (7. Jhd. v. Chr.) wurde in Stampflehmbauweise erbaut.
In Mitteleuropa fand man Lehmwellerbauten aus dem 9. Jahrhundert v.Chr.. Seit dem Mittelalter wurde Lehm zum Ausfachen von Holzfachwerkhäusern verwendet.
Im Mittelmeerraum wurden Flachdächer mit salzigem Ton abgedichtet, der bei Regen quillt und die Fugen schliesst.
Tradditionelle Lehmhäuser weisen eine Temperaturschwankung von 22°- 27°C auf, wogegen gleiche Gebäude aus Beton, unter gleichen Bedingungen, zwischen 16 und 40°C schwanken.
Lehmbauten werden heute wieder vermehrt gebaut, weil sie im Vergleich mit anderen Baustoffen die besten, raumklimatischen Bedingungen erzeugen und wärmespeichernd sind.
HEILWIRKUNG VON TON UND LEHM
Geschichte
Bis ins 20. Jahrhundert war Heilerde aus keiner Hausapotheke wegzudenken. Dann allerdings begann der Siegeszug synthetischer Medikamente und die heilenden Erden, zu denen auch Ton und Lehm gehörten, gerieten in Vergessenheit. Diese Entwick¬lung konnten auch berühmte Naturheiler des 19. und 20. Jahrhunderts wie Sebastian Kneipp, Emma Kunz usw. nicht mehr stoppen, obwohl sie hervorragende Heilerfolge damit erzielten.
Allgemein
Heilerden aus Lehm und Ton haben die Eigenschaften, einerseits Giftstoffe zu binden (entgiften) und andererseits Nährstoffe (an Mineraloberflächen gebunden) an die Haut abzugeben.
Ebenso haben Heilerden die Fähigkeit mit anderen Stoffen in Wechselwirkung zu treten und sich mit Flüssigkeiten zu verbinden, d.h. sie sammeln Bakterien, Gift- und Fettstoffe, Wundsekrete und Schweiss und scheiden diese aus.
In der Naturheilkunde werden Lehm und Ton am häufigsten in Form von Wickel, Umschlägen eingesetzt. Unmittelbar auf Wunden gebracht wirkt Lehm und Ton reinigend, entgiftend und bakterienbindend.
Kalte Lehmbäder regen die Durchblutungen an. Wenn dabei die Haut mit ihrer Wärme den Lehm/Ton trocknet, entwickelt sich eine “Heilwärme”, welche auch tiefer gelegene Schichten wie Muskeln und Gelenke erreicht (auch bei kalten Wickel).
Aktuelle Studien belegen, dass einige Vorkommen eisenreicher Tone sogar eine bakterientötende Wirkung haben.
Äusserliche Anwendungen
Nebst den oben beschriebenen, allgemeinen Heileigenschaften ist Ton und Lehm ein altbewährtes Hausmittel mit breitem Wirkungsbereich.
Äusserlich angewendet wird Ton in Form von kalten oder warmen, feuchten oder trockenen Wickel sowie als Teil- oder Vollbad.
